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Peter Ablinger:
Weiss / Weisslich 8
Schneckengehäuse / snails' shells (1994)




Schneckengehäuse ans Ohr halten


"Schnecke", Atelierfoto, Berlin 1994


Das Stück existiert einerseits nur als Titel, zu verstehen als Vorschlag, als etwas das man tun - oder denken kann.

Andererseits gibt es auch bei verschiedenen Gelegenheiten Installationen, wo Schneckengehäuse sowohl ausgestellt, als auch zur Benutzung freigegeben werden (Erstmals 1994 in Rümlingen, CH).

"3 Schnecken in E-Dur" ("3 Snail's Shells in E-Major"),
Haus am Waldsee, Berlin 2008



"3 Schnecken in A-Moll" ("3 Snail's Shells in A-Minor"),
Museum für Gestaltung, Zürich 2012, Foto: Mireille Osmieri



Die Schnecke, das Ohr, das Alles

Wenn wir eine Schnecke ans Ohr halten, hören wir Rauschen ("das Meer" - so hieß es in meiner Kindheit). Tatsächlich kann das Schneckengehäuse nichts anderes wiedergeben als die Umgebungsgeräusche, gefiltert (reduziert) durch die eigene begrenzte Raumgröße des Schneckengehäuses. Tatsächlich gibt die Schnecke weniger wieder als in der Umgebung vorhanden ist. Der Grund warum wir dennoch etwas hören ist gerade dieses "Weniger". Das Rauschen ist durch die Röhrencharakteristik der Schnecke fast auf einen Ton reduziert (je kleiner die Schnecke, je kürzer also der Kanal, desto höher der Ton), und als Ton hebt es sich vom umgebenden Ganzen dann auch ab. "Wenig" (einen Ausschnitt aus dem Ganzen) können wir wahrnehmen, das Ganze dagegen nicht.

Die Form der Schnecke verweist uns auf das menschliche Ohr. "Schnecke" heißt ja sogar ein Teil des Innenohres. Und so wie uns die Schnecke davon erzählt, daß das was wir wahrnehmen, von der Beschaffenheit des Wahrnehmungsorgans abhängt, können wir auch erkennen, daß dasselbe auch auf das Ohr zutrifft. Daß es nämlich a) überhaupt beschaffen ist, d.h. Eigenschaften hat, und daß b) diese Eigenschaften nicht nur das Ganze, das was um uns herum ist, reduziert, sondern daß die Wahrnehmung im Grunde immer ein Selbstportrait ist, daß also vom Ganzen immer nur ein Abdruck der eigenen Beschaffenheit übrigbleibt.

(P.A./08)


for snail's shells in different versions contact the publisher:
ZEITVERTRIEB WIEN BERLIN
Bryan Eubanks, Gotzkowskystr. 15, D-10555 Berlin,
T: +49 / 176 / 47 39 29 97, zeitvertrieb@proton.me




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impressum \ this page was created by Aljoscha Hofmann \  last edited 18.08.2002 CET