Peter Ablinger:
Weiss/Weisslich 15
Installation und Hinweis
15.1: 5 Räume, Lautsprecher, gefärbte Stille in den Farben A,O,U,E,I
15.2: jeder Wechsel von einem Raum in einen anderen (1995)
installation and reference;
15.1: 5 rooms, loudspeakers, coloured silence on the colours a,o,u,e,i;
15.2: any change from one room to another
Map of the Neue Galerie, Graz, Austria, with inscription of the 5 vowels, projected as very soft colored static noises from loudspeakers (produced by Robert Höldrich, IEM Graz).
Weiss/Weisslich 15: on five CDs are five differently colored static noises to be played at low volume in five adjacent rooms. Part one is the experience of these five rooms installation as an etude for part two: the experience of any transition from one room to another in our everyday life.
Weiss/Weisslich 15 was originally planned for a gallery space. The gallery had five adjacent rooms with doors from one to the next. Ablinger produced five differently colored noises in an electronic studio based on the five German vowels a-e-i-o-u. These static noises were played, one in each of the five rooms, at such a low volume that while in a given room one might not notice any additional sound, but as soon as you would walk from one room to the next, you would notice a strange difference, so subtle that at first it wasn't clear if it was a change due to temperature, light, sound, walls, or material. Only after walking from one room to the next again and again was it obvious that the slight change in atmosphere depended on the artificial adjustment of a room's ground noise. This is a work that very obviously and very subtly plays upon our process of perception. The rooms seemed almost to be painted in slightly different colors.
Read also:
Untitled: On Peter Ablinger's installations, by Christian Scheib
Fünf aufeinanderfolgende Galerieräume, von jedem führt eine
Tür bloß in den folgenden, sind jeweils mit Lautsprechern
ausgestattet, die von je einem CD-Spieler gespeist werden. Die
fünf Vokale a, e, i, o, u hatten im Studio zur Färbung von
Rauschen gedient, sodaß nun fünf CDs vorliegen mit jeweils
einem, durch einen Vokal gefärbten Rauschen. In jedem
Galerieraum erklingt eines dieser gefärbten Rauschen. Die
Lautstärke ist so leise eingestelit, daß man kaum ein Rauschen
wahrnimmt, macht man sich nicht, vielleicht angeleitet von
einem der Hinweisblätter auf einem Notenständer inmitten des
Raumes, auf die akustische Suche nach diesem Rauschen.
Wechselt man allerdings dann in den nächsten Galerieraum, in
dem ein durch einen anderen Vokal gefärbtes Rauschen leise
tönt, dann wird man plötzlich und ohne Anleitung und,
unmißverständlich einer Veränderung gewahr, trotz der geringen
Lautstärke. Es wirkt vorerst nicht einmal wirklich wie eine
akustische Veränderung, es ist eher als hätte der Raum seine
Farbe geändert, oder als würde das Größenverhältnis des
Raumes, wie man es optich wahrnimmt, nicht mehr
zusammenstimmen mit der - nicht zuletzt akustisch evozierten -
Erwartung an Größe und Beschaffenheit des Raumes. Die fünf
aufeinanderfolgenden Räume mit jeweils verschieden gefärbtem
Rauschen sind im Werkverzeichrds von Peter Ablinger
verzeichnet als Weiss/Weisslich 15. Installation und Hinweis,
1995. 5 Räume, 5 Lautsprecher, gefärbte Stille in den Farben
A, 0, U, E, I. Selbst die vorhin wiedergegebene Beobachtung,
daß weniger eine Farbe selbst als der Wechsel von einer
akustischen Farbe in die nächste unmißverständlich deutlich
sei, scheint im Werkverzeichnis angegeben, denn obig
wiedergegebene Beschreibung ist Teil a) dieses Kunstwerks.
Teil b) lautet: jeder Wechsel, von einem Raum in einen
anderen. Nicht (oder nicht nur) der Wechsel von einem der fünf
erwähnten Räume in den nächsten ist aber damit gemeint,
sondern die naheliegende Schlußfolgerung aus dieser
Kunstvesuchsanordnung für das Leben außerhalb der Galerie.
Gerade diese letzte Formulierung nämlich, "jeder Wechsel von
einem Raum in einen anderen", beschreibt etwas grundlegend
Charakteristisches von Peter Ablingers Kunst: Oft ist es ein
utopisches Dazwischen, das anvisiert wird, wobei vielleicht
gerade das Unausweichliche des Scheiterns die Kunst daran ist,
oft ist es aber nicht einmal dieses statische, immerhin
definierbare Dazwischen, sondern eben dieser Moment des
Wechsels, ein nie genau eingrenzbarer, stets flüchtiger Moment
des Übergangs von dem Einem ins Andere. Und doch ist es auch
nicht die Metamorphose, die zentral ist für charakteristische
Arbeiten von Peter Ablinger, sondern vielleicht eher die
Differenz, genauer gesagt die flüchtige Erfahrung permanenter
Differenz. Dazu kann es aufwendiger Mittel bedürfen, wie für
die noch nicht realisierte Raumfolge (jeder Raum mit
Verkleidung/Vertäfelung in unterschiedlicher Resonanz; z.B.
Holz, Stein, Glas, Metall, Papier, Teppich), das wäre
Weiss/Weisslich 16, oder auch durchaus unaufwendiger
Handgriffe, wie Hand hinters Ohr halten / wegnehmen
(Weiss/Weisslich 19).
Zeichnung: Peter Ablinger
Text aus: Christian Scheib,
Ohne Titel,
Zu Peter Ablingers Installationen im Sophienhof in Kiel
(English version edited by Andrew Smith)
> hier der ganze Text
"Gefärbte Stille", Notizbuch 1994
> Christian Scheib, 1995, anlässlich der Ausstellungseröffnung zu Weiss/weisslich 15
for realisation materials contact the publisher:
ZEITVERTRIEB WIEN BERLIN
Bryan Eubanks, Gotzkowskystr. 15, D-10555 Berlin,
T: +49 / 176 / 47 39 29 97, zeitvertrieb@proton.me
siehe auch:
>
Listening piece in 2 parts, the transition between two rooms
>
room sequence; each room covered/lined with a different resonant material, e.g. wood, stone, glass, metal, paper, carpet
> Vokalschleuse
> Other Transition Pieces
> Walldrawing
> Weiss/weisslich 15, A-E-I-O-U, Vokalstück
> I-E-A-O-V, 5 Bäume / 5 trees
> Rauschen, documentation
> Hinweistücke / reference pieces
> Static's Music - Noise Inquiries
fundamentals about Peter Ablinger's work, by Christian Scheib