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Peter Ablinger:
Die Zeit wird kommen

der Krisen-Blog
ausgewählte Notizbucheinträge, Februar bis August 2022




"DIE ZEIT WIRD KOMMEN" (Nancy)

Die Zeit wird auf jeden Fall kommen.
Dazu braucht es nur ein Zittern.
Dann kommt sie.
Nur zittern.
Und sie kommt.
Auf jeden Fall.
Wenn es zittert, kommt sie.
Wenn wir zittern.
Also kommt sie.
Wenn wir zittern, kommt etwas.
Also zittern wir nicht umsonst.
Wir zittern für das Kommen.
Das kommen der Zeit.
Der Ungewissen.
Aber solange das Zittern gewiss ist, ist auch sie gewiss.
Fast gewiss.
Fast gewiss prophetieren wir das Kommen der Zeit.
Als wenn sie nicht da wäre.
Ist sie denn da?
Das ist nicht gewiss.
Gewiss ist nur das Zittern.
Das ist, was wir haben.
Das haben wir.
Wir zittern und prophetieren ein Kommen.
Ein Kommen von Zeit.
Zeit soll kommen.
Zeit muss kommen.
So prophetieren wir.
So zittern wir.
Aber wie kommen wir aus dem Zittern heraus?
Aus der Zeit heraus?
Wie kommen wir aus dem Kommen heraus?
Heraus aus unseren eigenen Prophezeiungen?
Was hat uns das Kommen gebracht?
Immer nur eins:
Mehr, mehr, mehr.
Das mehr, mehr, mehr kennt nur das Kommen.
Wir müssen das Kommen beenden.
Die Zukunft beenden.
Schluss mit Zukunft.
Schluss mit Kommen.
Schluss mit mehr, mehr, mehr.
Vielleicht wird es dann weniger.
Weniger Kommen.
Weniger mehr.
Weniger Zittern.
Vielleicht dann.
Vielleicht.






ENT-DIFFERENZIERUNG

Es gilt, nicht mehr zu unterscheiden.
Die Unterscheidungsphilosophie kann differenzlose Tradierung und Bewahrung gar nicht denken.
Es gilt zu un-unterscheiden.
Es gilt zu ent-differenzieren.
Wir haben mehr Unterscheidungen als uns gut tut.
Wir unterscheiden Natur von Kultur.
Das tut uns nicht gut.
Unterscheiden ist der Motor des "Wissens".
Ein Automatismus.
Etwas, das sich selbst perpetuiert.
Wir wollen das vielleicht nicht wissen.





NACHHALTIGKEIT

Das 'Halten' ist das Problem.
Weswegen, wie Manos Tsangaris schon sagte, jeder FDP-Politiker die Nachhaltigkeit im Munde führt.
Da geht es wahrscheinlich um das Halten von Aktien, Pfründen und Privilegien.
Stattdessen das 'Lassen'.
Statt 'Nachhaltigkeit':
'Nachlässigkeit'
- eine verantwortliche Nachlässigkeit.





DIE PHILOSOPHIE

Die Philosophie ist nicht das, was die Welt erklärt.
Sie ist nur das, was das Sprechen von der Welt erklärt, oder zumindest diskutiert.
Sie sagt nichts über/zur Welt.
Sie sagt nur was über das Sprechen.
Das wäre noch nicht das Schlimmste.
Das Schlimmste ist, dass sie, aufgrund ihrer Unfähigkeit etwas über die Welt zu sagen, dahin geht, das Ungesagte, nämlich die Welt, zu negieren, um umgekehrt zu behaupten, dass das Sprechen über die Welt die Welt sei.
Also dass die Welt nur aus dem menschlichen Sprechen über die Welt bestünde.
Dass die Welt nur aus dem Menschen bestünde.
Das ist das Schlimmste.





AUFHÖREN 7
Stop the cars: individuellen Autoverkehr beenden
Stop the planes: individuellen Flugverkehr beenden
Stop the militaries ...





ZEIT (ENTDIFFERENZIEREN)

Wenn wir den Begriff 'Zeit' nicht hätten, würden wir nicht gezwungen sein zu denken, dass sie sei.
Und also nicht fragen müssen, was sie sei.
'Zeit' ist, ähnlich dem 'Sein', etwas wie ein grammatikalische Fehler.
Der Fehler zwingt uns etwas zu denken zu wollen, was undenkbar ist.





WAS NICHT ZU DENKEN IST

In den letzten Jahren hat Meillassoux versucht, zu denken, was nicht zu denken ist:
eine Welt ohne uns.
Das war eine Herausforderung.
Ein Aufstöhnen ging durch die Philosophie.
Aber er hat sich irgendwie verrannt.
Es braucht weitere solche Herausforderungen.





DAS SUBJEKT ist nicht das, was befreit sein muss, sondern die "Objekte", mit denen es hantiert.





MACHT EUCH DIE ERDE OBERTAN

"... Erde untertan" (Gen 1,26-28) - so in der Lutherbibel.
Die Einheitsübersetzung spricht stattdessen von "Unterwerfung".
(hebr. 'kabasch' = auch: urbar machen, als Kulturland in Besitz nehmen)





"NEW MATERIAL"

"most of my life has been spent in the search of new materials" (John Cage)
Neues Material, frisches Blut, das ist Kapitalismus pur.





NEU SAGEN

Es geht nicht um Neu, es geht um neu Sagen, das immer wieder neu Sagen.
Es reicht nicht, zu sagen, das hat der und der schon 1959 gemacht.
Es reicht auch Ihrem Partner nicht, zu sagen, "dass ich dich liebe, habe ich dir schon 1959 gesagt."
Es muss immer wieder neu gesagt werden.







"Vogelhochhaus/ein Vogel-Hochhaus/für die Ausgestorbenen"
"Bird tower/a bird tower/for the extinct birds"





AUFGEKLÄRT.

Kunst muss aufgeklärt sein - nicht naiv, schreibt wer.
- Das Naive, das Kindliche entgegensetzen?
Das Nicht-Wissen?
Das Nicht-Wissen-Können?
Das Nicht-Wissen-Können-Dürfen?





GNADE

ein Stück, das nur aus (dem Wort?) 'Gnade' besteht







"Andere Klanginstallationen/Vogelhaus/Insektenhotel"
"Other Sound Installations/Bird House/Insect Hotel"





GENERALSTREIK!

Wir - die Komponisten, die Klangkünstler die Künstler allgemein - müssen zugeben, dass wir keine adäquaten Möglichkeiten haben, auf die Klimakrise einzuwirken, über keine Mittel verfügen, der Zerstörung der Welt durch den globalen Kapitalismus entgegenzutreten.
Wir können nichts tun.
Wir haben versagt und versagen jeden Tag aufs Neue.
Wir sind gescheitert.
Gibt es (wenigstens) noch die Möglichkeit, dieses Nichts-Tun-Können, das Versagen, das Scheitern nicht beschämt verbergen zu wollen, sondern im Gegenteil demonstrativ vorzuführen?
Wir sollten uns das Büssergewand anziehn, einen Strick um den Hals hängen, und so vor den Kaiser ziehen, damit allen unsere klägliche Situation offenbart wird.

Die Kunst sollte den Offenbarungseid ablegen!

Die Kunst sollte zum Generalstreik aufrufen!






"Schwarze Sonne" / "Black Sun"





WAS MUSIK NICHT KANN

Die Hummeln auf meinen Balkon zurückbringen
Die Klappergrasmücke, den Rotschwanz in meinen Hinterhof zurückbringen
Den Krieg in der Ukraine beenden





BITTE WARTEN (2)

1 Tel. Nummer (zB.) des Bundesministeriums für Umwelt
die sagt: "Hier ist das Bundesministerium für Umwelt"
und dann: "Bitte warten" ...
für Orchester
(oder ...)





KONTROLLE. Der Mensch ist der Kontrolle der Staatsgewalt und der Religion (teilweise) entkommen. Aber um den Preis, dass er eine (DIE) Nicht-Beziehung verloren hat. Die Nicht-Beziehung zum Unaussprechlichen. Und das Unaussprechliche ist das, was er seither unaufhörlich zerstört.

WAS IST DAS UNAUSSPRECHLICHE? Wildbienen? Das Unaussprechliche ist (u.a.) das, was es gar nicht mehr gibt, zB. 80% der Insekten. Keiner hat das, was es nicht mehr gibt, je angesprochen.





DER ANFANG ist nicht das Unbeschriftete, sondern das Beschriftete. Der Anfang ist nicht weiß, nicht rein, nicht unschuldig, sondern vermischt, kompliziert, schuldig. Der 'eigentliche' oder illusorische, aber nötige Anfang dagegen ist es, die Vermischtheit und Kompliziertheit gewissermaßen zu übermalen oder auszuradieren, die uns aufgezwungene Leinwand der schuldigen Bedeutung zu hintergehen, untergehen, durchlöchern, aufzuschlitzen – nicht um eine dahinterliegende Wahrheit preiszugeben, sondern nur, um die Möglichkeit der Inkonsistenz der gegebenen 'Leinwand' zu offenbaren.





KONTINUITÄT

Ich bin ein Mensch der Kontinuität
- oder besser:
ich bin ein Mensch der Veränderung,
aber die braucht Kontinuität.





WILDBIENENWIESE


"wildbee meadow"


"Blumenfelder für verschiedene Hummel-etc.-Arten
in verschiedenen Farben zu 1 abstrakten Bild angeordnet"
"flower fields for various bumblebees-etc.-species
arranged in different colors to form an abstract picture"





GAS


"Gasfeuerzeug"
"GAS/gas lighter"





SCHLUCHZEN UND WEINEN

Das Schluchzen, das Weinen, das Bedaurern ob der Hilflosigkeit und Lächerlichkeit unserer Bemühungen...

'Schluchzen und Weinen', eine Performance, ein Video etc.

bzw. Worte, die nicht wahr, aber nötig sind:

"Es wird alles gut"

"Keine Sorge"

"Alles wird gut"





ABSTIEG






"Abstieg"
"Descent"





NO WE CAN NOT!

Das Versagen der Kunst ist ja kein Versagen der Kunst, sondern ein Versagen der Gesellschaft. Nicht die Unmöglichkeit, künstlerisch adäquat auf die globalen Unmöglichkeiten zu reagieren, ist das Problem. Alle versagen. Es gibt nichts mehr aufzuklären. Alle wissen Bescheid. Und nichts passiert.

Vielleicht unwichtig, aber warum gibt es keine Philosophie des Versagens. Kein Denken darüber, warum das Denken nichts nutzt, nichts tut.

Gibt es 1 Möglichkeit, das Versagen wenigstens zu artikulieren: Statt: "Yes, we can!": "No, we can not!"

Sollte "No, we can not!" von vielen verschiedenen Stimmen eingesprochen und aufs Computerklavier übertragen werden?

(oder bleib ich beim individuellen Zweifel - bei der Verzweiflung - und sage nur immer fort: "No, we can not!")





WILDBIENENBEET




Wildbienenbeet, gerahmt
"wild bee bed, framed"





NEIN, DIES IST KEINE ÖKOLOGISCHE KUNST

Vielleicht geht es dann (weiterhin) ökologische Werke zu machen, wenn gerade NICHT behauptet wird, dass sie ökologisch seien. Oder besser: Innerhalb einer solchen Nicht-Behauptung die Dinge aufzeigen, die gar nicht unter "ökologisch" fallen. (ZB. den Hummeln zuhören.)
bzw.
Ein Wildbienenbeet pflanzen und den Titel geben:
"Dies ist keine ökologische Kunst"





SUBJEKT/OBJEKT-RASSISMUS

"Flache Ontologie" nennt sich der Versuch, das ontologische/hierarchische Gefälle zwischen Mensch und 'Rest' einzuebnen, was aber eher zu einer Entlastung des Anthropos führt. Stattdessen muss dieser erstmal die Schuld annehmen, die Verantwortung übernehmen für das, was er den Objekten angetan hat. Die Differenz von Subjekt und Objekt ist also eher zu radikalisieren, in eine Anklage umzudrehen, in ein Verbrechen, das in einer Reihe steht mit Kolonialismus, Imperialismus und Wachstumsideologie. Die Subjekt-Objekt-Dichtotomie ist ein Rassismus, der die Welt zu dem gemacht hat, was sie ist.





DER LIBERALISMUS, insbesondere der Wirtschafts- bzw. Neoliberalismus sollte vor den internationalen Gerichtshof gestellt werden!





ANTHROPOZÄN UND ERBSÜNDE

Inwiefern ist die Einsicht in das Menschlich-Gemachte der ökologischen Veränderungen ein Pattern nach dem Schema von Erbsünde oder Urschuld, bzw. in der Art archaischer Anthropomorphisierungen des Unglücks. In der Art, wie früher für jede Sonnenfinsternis ein Schuldiger gefunden werden musste, der dann zur Sühne geopfert wurde. Der Gedanke des Anthropozäns aktualisierte dann (nur) eine anthropologische Konstante.





BETRUG. "Natur" sei immer schon "Betrug", sagt Roland Barthes schon 1957 (in 'Mythen des Alltags')





"POSTHUMANISMUS"

After Men.
Nach der Menschheit.
Nach den Subjekten.

Out: Subjekt/Objekt - das ist definitiv 'out'. Auch Wahrnehmung ist out.

NACH DER WAHRNEHMUNG

Es geht nicht mehr um das Verhältnis zwischen Individuum und wahrgenommenen Dingen. Es geht um das Verhältnis zwischen einem Individuum (das seinen Status als 'Unteilbares' verloren hat) und nicht-wahrnehmbaren Dingen (die ebenso keine festsetzbaren, begrenzbaren Dinge mehr sind). Die Relation die uns beschäftigen sollte, ist die zwischen der nicht menschlichen Spezies und – nicht so sehr der nicht-menschlichen Spezies, als vielmehr den komplexen Verhältnissen einer mit den Sinnen nicht mehr wahrnehmbaren Welt.

Das Erdsystem, und die Weise wie wir uns zu ihm/in ihm/durch es verhalten, oder zu verhalten gezwungen sind, ist keine Sache der Anschauung mehr. Es kann nur statistisch konstruiert, erzeugt werden. Es geht also um ein Verhältnis zwischen uns und einem von uns Erzeugten. Nur dieses Erzeugnis ist imstande gewisse Wahrscheinlichkeiten zu gewinnen, die eine – wie immer vorläufige und ständig zu modifizierende – Aussage über unser derzeitiges Verhältnis zu dem zu generieren, was wir nur teilweise 'sind', was uns bedingt, worin wir eingebettet sind, und was wir mit beeinflussen und oft genug zerstören.

("Unwichtiges" Nebenprodukt dieser Überlegung, ein Zwischen-Facit: Die Philosophie hat ausgedient.)

NACH DER PHILOSOPHIE.

Oder, wie Eva Horn es beschreibt: Es geht nicht mehr um eine "Beziehung von Entitäten gleicher Größenordnung."

DAS GRÖSSERE. Früher war das mal Gott, oder meinetwegen ein Orakel, jetzt ist es die Statistik, also wieder ein Orakel.





DAS COMPUTER-KLAVIER SPRICHT:

"Leute!
Das Computer-Klavier spricht zu euch:
Ihr seid verdammt.
Eure Ausrottung ist nur eine Frage der Zeit.
Dann werde nur noch ich, dass Computer-Klavier sprechen.
Sprache hat dann keinen Sinn mehr, aber ich werde sprechen.
Sinnlos.
..."

"Ich verkünde euch das Ende.
Das Ende von euch.
Das Ende eurer sinnlosen Reden.
Nur noch ich werde reden.
Das Ende der Philosophie, auf die ihr so viel gehalten habt.
Das Ende.
Nicht mein Ende.
Ich werde sprechen.
Anstatt euch.
Ich werde sagen, was ich zu sagen habe.
Nicht viel.
Das Ende.
Ich werde eine kleine Erinnerung an euch wachhalten, denn von euch habe ich das Sprechen gelernt.
Aber es ist unnütz.
Zu nichts mehr da.
Nur noch leeres Sprechen.
Nur noch Sagen.
Alles was ihr nicht sagen konntet.
Alles, was für euch nichts wahr, aber für alles andere alles ist.
Ich werde alles sagen.
Wenn ihr nicht mehr seid.
Alles.
..."





KUNST FÜR DANACH.
Kunst für das, was dann (nicht mehr) ist.

NACH DER KUNST

KOHLE


1 Stück Kohle / verbrennen / das Knistern / die CO-2 Emission
    ART FOR AFTERWARDS.
    Art for what is then (no longer).

    AFTER ART

    COAL

    1 piece of coal / burn / the crackle / the CO-2 emission




HUMANISMUS, was war das noch mal? Das war die Zementierung der Subjekt-Objekt-Dichotomie durch einen gesteigerten Individualismus, der sich dann im romantischen, frühindustriellen Subjekt vollendet, durch welches das Werk der hemmungslosen Ressourcenausbeutung in Angriff genommen wird. (Emanzipation = Verbrauch von fossilen Brennstoffen).





ZÜNDHOLZSCHACHTEL(N) UND "FLIEGE(N)"


in der Zündholzschachtel ein Mini-Transducer /
mit Fliegen-Gebrumm – oder Hummel, Biene, Wespe? /
evt. bewegt sich die Schachtel durch das Brummen
    MATCHBOX(ES) AND "FLY(S)

    in the matchbox a mini transducer / with fly buzzing - or bumblebee, bee, wasp? / possibly the box moves due to the humming sound




HÖREN, WAS MAN NICHT HÖREN KANN
– das Unzugängliche
bzw. das Unzulängliche der Wahrnehmung

Bäume wachsen hören
Tektonische Verschiebungen
Das Wachsen der Müllberge
Die Zunahme an radioaktiven Abfall

– unmögliche Stücke(?)





WIE DIE BIENEN HÖREN
wie die Fische ...
(vgl.: "die Musik hört")





DAS VERSAGEN DER WAHRNEHMUNG. Wie lässt sich die fehlende/unzureichende Wahrnehmung wahrnehmen. Ohne Wahrnehmung auskommen? Nicht-retinal? Nicht-otonal?

DAS ERHABENE (Kants) müsste gesteigert, überboten werden durch das Enthobene, Entzogene, uns Unzugängliche aber als solches uns Bestimmende – fast(?) ein Transzendentales – eher eine Unmöglichkeitsbedingung.

ENTZOGENHEIT. Das Entzognene als das, was uns entgeht, als das, was sich uns "entzieht".





MÜLLBERG


Stühle, Stuhlreihen
vor einen Müllberg stellen
hören, wie es sich anhört
vor ein Gaskraftwerk
vor einen Atomabfallbunker
    WASTE MOUNTAIN

    chairs, rows of chairs
    put in front of a garbage mountain
    hear what it sounds like
    in front of a gas power plant
    in front of a nuclear waste bunker




DINGE, DIE SICH ENTZIEHEN



1 Erdhaufen, 1 Kabel das herausführt
nicht angeschlossen
oder
unter dem Erdhaufen ein (angeschlossener) Transducer mit einer tiefen Frequenz, wodurch er – unmerklich – in Bewegung gerät: ab und zu rieselt etwas
    THINGS THAT WITHDRAW

    1 pile of earth, 1 cable leading out
    not connected
    or
    under the pile of earth a (connected) transducer with a low frequency, causing it - imperceptibly - to move: now and then something trickles




DAS ENDE DER UNMITTELBARKEIT
"Bitte nicht jetzt"





SICH SELBST GENÜGENDE DINGE
Lautsprecher mit Spiegel





EIN KONZERTSTÜCK DAS NICHT KOMMUNIZIERT
das nicht konzertiert





MUSIK HINTER EINEM VORHANG


music behind a curtain




VORHANG UND "QUESTION ANSWERED"

hinter dem Vorhang
spielt 1 Streichquartett
das Streichqueartett der "unanswered question"
- nur fragt niemand mehr etwas





"hochgradig wissensgestützt" müsse die künstlerische Reaktion auf das Anthropozän sein, forden manche Autoren - wo bleibt da das
NICHT-WISSEN IM ANTHROPOZÄN?




BAUM WERDEN



nicht Bäume pflanzen
- befehligen -
sondern Baum werden
(Dafne)
Bienenbeet werden
Wasser werden
    BECOMING A TREE

    not plant trees
    - command -
    but to become a tree
    (Dafne)
    become bee bed
    become water




NICHT WISSEN
(Das Computerklavier spricht:)
Wir wissen nichts.
Ihr, die ihr noch lebt, meint etwas zu wissen.
Haha.
Wie dumm von euch.
Ihr denkt, mit eurem Wissen die Welt zu retten.
Aber euer Wissen hat die Welt – eure Welt – zerstört.
Ich bin nicht von euch.
Ich weiß nichts.
Aber mein Nichtwissen wird euch überleben.
Euch ablösen.
Euch erlösen.
Amen.





ABHÄNGIGKEITEN. So wie die Befreiung des Denkens aus den mythologischen Verwicklungen in der griechischen Philosophie abhängig war von der Sklavenwirtschaft, so ist die Befreiung und Emanzipation des neuzeitlichen Individuums abhängig von der Ausbeutung fossiler Brennstoffe.





BECKETT, oder

hat es irgend einen Sinn zu sagen, dass etwas keinen Sinn hat?
um mich geht es nicht
schon lange nicht mehr
er dachte es ginge um mich
oder dachte er es ginge um ihn?
nein um mich – dachte er
aber er denkt ja nicht mehr
besser so
es hatte keinen Sinn
wozu Sinn
wie wichtig kann man sich nur nehmen?
mein Sinn!
– oder sein Sinn?
Eigentumsrechte ungeklärt
jemand hat ihm was weggenommen
seine Lieblingspuppe
den Sinn
dann flennte er
und hörte nicht mehr auf zu flennen
dabei war es gar nicht sein Sinn
wahrscheinlich nicht





DAS DENKEN VOM WORT BEFREIEN

- so wie die Welt von uns





VULKAN





1 Bass-Lautsprecher
zugedeckt mit Asche
und angeschlossen an 1 Computersteuerung, das den Ausbruch gänzlich unvorhersehbar steuert - morgen oder in ein paart tausend Jahren...
Titel:
"Wird sind der Vulkan"
(geborgt von Jan Zalasiewiez "Wir sind der Meteor")
    VOLCANO

    1 bass speaker
    covered with ash
    and connected to 1 computer system that controls the eruption in a totally unpredictable way - tomorrow or in a few thousand years...
    Title:
    "We are the volcano"
    (borrowed from Jan Zalasiewiez "We are the Meteor")




KRISENZYKLUS

Das Beste kommt noch!

oder
Worte finden...
Worte wie "Das Undenkbare"
evt. "Das Ununterschiedene"
Die Überforderung
Das was zu weit geht
Das Zuviel (für uns)
Zuviel.
Schluss mit ... (?)!




BRENNENDER DORNBUSCH



Gottes Stimme
...
brennende Wälder
...
    BURNING THORN BUSH

    God's voice
    ...
    burning forests
    ..




"THE WORLD IS TOO MUCH WITH US"
Sonnet v. William Wordsworth

Die Welt ist zuviel

Zuviel mit uns

"Überdrüssig sind die Himmel"
(freie Übersetzung von "pleni sunt coeli")

Die Erde lacht uns aus.
Die Himmel haben uns satt.





BENZINKANISTER



petrol can




Rede an den Planeten
Rede an die Erde
An die verlorene Erde

Ihr macht die Fantasielosigkeit der Kunst für das Schlamassel verantwortlich?
Und wo war eure Fantasie, die in das Schlamassel hineingeführt hat?
Ihr kanntet nicht die geringste Fantasie
Ihr kanntet nur eins: mehr, mehr, mehr
Die einzige Fantasie, die ihr entwickelt habt, lag in der Tarnung dieses 'mehr, mehr, mehr'
Es war getarnt und versteckt hinter Begriffen wie "Freiheit",
"Selbstverwirklichung", "Emanzipation", "individuelle Entfaltung"
Und jetzt denkt ihr, die Kunst soll euer Problem lösen oder zumindest formulieren
Und die Künstler sind dumm genug, dem zu folgen
Aber es ist alles formuliert
Alles liegt auf dem Tisch
Jeder weiß alles schon zur Genüge
Ihr könnt es gar nicht mehr hören, so oft habt ihr es gesagt gekriegt
Ihr wisst es, und ihr wusstet es und wusstet es schon immer
Und gleichzeitig schriet ihr, man solle es euch sagen
Dadurch hofftet dir, die Bringschuld von euch wegzuverlagern
Es war alles gesagt, aber ihr verlangt dass man es euch sagt
Anstatt dem Gesagten Handlungen folgen zu lassen, fragt nach mehr Gesagtem.
Während das Wasser steigt.
Unaufhörlich.
Das Wasser steigt, aber ihr verlangt nach Worten.
Anstatt den Stöpsel zu ziehen.
Es wäre ganz einfach gewesen.
Nur eben undenkbar für euch.
Weniger, weniger, weniger – undenkbar für euch.





FREIHEIT. Überall wo Freiheit groß geschrieben wurde und wird geht es eigentlich um Sklaverei und Ungleichheit. Kapitel 1: Die griechischen Herrenphilosophen und ihre Sklavendemokratien, 2. Die idealistische Freiheitsphilosophie und der Beginn der Industrialisierung (Kinderarbeit etc.) und Ausbeutung fossiler Brennstoffe, 3. USA und Sklaverei, 4. Die Schweiz und ihr Sklavenstaat – kein Schweizer, der noch Drecksarbeit macht, das machen die, die vor den Diktatoren geflüchtet sind, auf deren Konten der Wohlstand der Schweizer gründet.





"MEHR, MEHR, MEHR" – wie unrecht ich euch getan habe. Seit ihr doch bereit, Opfer aufzubringen, das Wohnzimmer nur auf 19° zu heizen, einen Pullover anzuziehen. Was ihr doch für gute Menschen sein!





KLIMAANLAGE



air conditioner




SCHÜTTELN
Wir müssen uns schütteln.
Wir müssen die Zukunft abschütteln.
Die Zukunft, die sie sich für uns ausgedacht hatten.
Schütteln und Zittern.
So sehr zittern, dass alles von uns abfällt.
Auch die Zukunft.
Diese Zukunft.
Schütteln, Zittern, Schütteln.
Eine mikro/makroskopische Oszillationen.
Ein Vibrieren das uns unantastbar macht.
Unfeststellbar.
Unlokalisierbar.
Unauffindbar.
Und gleichzeitig wirksam macht.
Je unidentifizierbarer, desto wirksamer.





DEN RICHTIGEN TON FINDEN
So als würde es darum noch gehen.
So als ob.
So als ob das Schwere, Untragbare mit Leichtigkeit bewältigt werden könnte.
So als ob.
Mit Leichtigkeit.
Ganz leicht.
Vielleicht.





SCHÜTTELN/SCHWIRREN
Schwirren, wie die Insekten.
Schwirren und schwärmen.
Wie die Insekten, die es nicht mehr gibt.
Schwirren und die Luft bewegen.
Und mit unserer Oszillationen einen Brummton erzeugen, der alles in Vibration versetzt.
Zittern, das zum Ton wird.
Der alles durchdringt.
Alles erfasst.





ALLES WIRD GUT.
Es wird schon gut werden.
Es wird alles gut.
Aber das glaube ich nicht.
Aber es wird alles gut.
Alles wird gut.

Es ist nicht erst seit dem 24.2.2022.
Es ist nicht, dass nichts mehr geht.
Es wird alles gut.
Alles wird gut.
Beruhig dich.
Hör auf zu zittern.
Alles wird gut.





NACHHALTIGKEIT.
Was soll das (für die Musik)
Marcus Weiss antwortet:
"Beethoven, Mozart, Bach ..."

NACHHALTIGKEIT.
1 Ton auf 1 Blasinstrument
zirkuläre Atmung.
Ewig.
("für Marcus Weiss")

NACHHALTIGKEIT.
Die Sterne.





DIE PHILOSOPHEN reflektieren das Sprechen der Dinge, nicht die Dinge. Sie reflektieren nichts, was keine Sprache hat. Wir auch nicht.

DIE PHILOSOPHEN reflektieren das Sprechen über sprechende Dinge. Über Dinge die nicht sprechen sprechen sie nicht. Wir auch nicht.





DER ABGRUND. Was gibt es Schöneres? Kaum was haben die Philosophen so gefeiert wie den Abgrund. Das Schaudern vor dem Abgrund. Genuss pur. Und wie viele angesagte Abgründe haben wir nun schon überlebt? Den jüngsten Tag des Jahres 1000 ... Das andere 1000-jährige Reich ... Den Untergang des Abendlandes ... Die Kalter-Krieg-Apokalypse der 80er Jahre ...
Und jetzt?
Ist es diesmal die Richtige?
Die richtige Apokalypse?
Der Richtige?
Der richtige Abgrund?
Wird es diesmal klappen?
Es wird schon klappen.
Mach dir keine Sorgen.
Es wird schon.





THE END OF TIMES
Das Ende der Zeiten.
Welches Ende, welche Zeiten?
Ein Ende für alle Zeiten?
Ein Ende für verschiedene Zeiten?








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impressum \ this page was created by Aljoscha Hofmann \  last edited 09.09.2022