KONZERT IN DEN TUILERIEN
Edouard Manet, 1862
Das Aufsehen, welches das Bild seinerzeit erregte läßt sich nur verstehen vor dem bis dahin geltenden dominanten Kunstideal: historisierende, dramatisierende, mythologisierende oder orientalisierende Stoffe, die uns - das ist ihr Gemeinsames - vor allem ein ganz Anderes vorführen. Der Choc den Manet seinem Publikum versetzte, war dagegen gerade der Entzug der Distanz des Fernen und Exotischen, und stattdessen die Präsentation und Zumutung des Vorhandenen und Alltäglichen, des Nahen und Unmittelbaren. Der sichere Abstand zwischen Betrachter und Gegenstand der Betrachtung war aufgehoben. Man blickte nicht mehr in ferne Zeiten und Länder sondern: in einen Spiegel. (P.A., Notizbucheintrag 2019)
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