Peter Ablinger:
NICHT-WESTLICHES HÖREN
Weiss /Weisslich o. Nr. (2013-2018)
Schleierzelte, Teppiche, Pfefferminztee
“Non-Western Listening”; tents, carpets, peppermint tea
ein anderes Hören
anders hören
mit anderen Ohren hören
etwas anders hören
etwas anderes hören
etwas ganz anderes in der "selben" Sache hören
- es gibt keine selbe Sache!
vielleicht ein Hören ohne Objekt
ein Hören ohne Vorauswahl
ohne Richtung
ein zulassendes Hören
- und Zuzulassen ist keine Passivität!
- aber was hier handelt ist nicht unbedingt mehr das Subjekt
also ein Hören ohne Subjekt?
ein Hören ohne Mensch?
- zumindest ohne menschelnden Mensch
ein Wir-Hören?
ein Uns-Hören?
ein Umhören?
ein Aufhören!
(v.l.n.r.) Zelte mit halbtransparentem Schleiertuch, Perserteppiche zum Platz nehmen,
Tee-Mädchen, Zelte und Rümlinger Landschaft; (Gebrauchsanweisung auf dem Schild:
"Bitte nicht sprechen"/"Zelt aussuchen und Schuhe ausziehen"/"Pfefferminztee wird serviert")
Realisation des Festival Rümlingen vom 17./18. August 2018, Kuratorin: Sylwia Zytynska;
Technische Leitung: Uli Kerkmann; Tee-Mädchen: Anna Geser, Jana Bressan; Fotos: Maria Tržan
LANDSCHAFT HÖREN
Die Beschreibungsweise eines Landschaftsgemäldes, zB. des 17. Jahrhunderts, als einer Darstellung der Begegnung zwischen Objektivem und Subjektivem ist unbrauchbar (geworden). Die Korrespondenz zwischen Innen- und Außenwelt, die da beschworen wird, läuft in der alten Spurrille einer abgenutzten Subjekt/Objekt-Dichotomie. Die der Kunstgeschichtsschreibung gar so geläufige Landschaft als "Seelenlandschaft" ist ein Klischee, dem allzuwenig widersprochen wird. Denn tatsächlich ist genau diese Korrespondenz von Außen und Innen das Hinweisschild dafür, dass hier eigentlich ganz was anderes gespielt wird, dass es längst um eine Wahrnehmung geht, in der sich kein Objekt mehr präzise von einem Subjekt unterscheiden lässt. Tatsächlich haben bereits die Maler des 17. Jahrhunderts erkannt/erahnt, dass es gar keine Landschaft gibt, sondern nur eine Beschreibung von Landschaft. Und Leute wie Cézanne oder Seurat haben das dann verifiziert und geradezu wissenschaftlich bewiesen, indem sie kein vom Sehen unabhängiges Draußen mehr postulierten. Was sie malten, war das Sehen selbst. Das Sehen zu malen heißt jedoch, dass - falls hier überhaupt noch von einem Objekt gesprochen werden kann - das Sehen selbst zum Objekt geworden ist. Das Objekt war von nun an die Herstellung des Objekts. (2010)
"Nicht-westliches Hören", zur Ausführung, pdf
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