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Peter Ablinger:
Freiluftkompositionen  


En plein air composition

ein Gattungsbegriff

a genre term
(english below)



Freiluftkomposition meint nicht solche Stücke die im Freien aufgeführt, installiert, gehört werden, sondern Stücke die im Freien geschrieben wurden, um später im Konzertsaal (...) aufgeführt zu werden. Vergleichbar also mit den Freiluftmalern des 19. Jahrhunderts, oder traditioneller chinesischer Landschaftsmalerei. Der Komponist setzt sich in die Natur, um etwas von ihr in Musik zu übertragen, oder - eher chinesisch - ihren Atem aufzunehmen bevor die Tinte das Papier berührt. - Und "Natur" kann natürlich genausogut eine laute Stadt sein!

Dieser "chinesische" Aspekt ist dann vielleicht auch der entscheidende in diesen Stücken: einer Art von Leere Raum zu geben, die sich nicht entzieht, verweigert, und die auch nicht schweigt. Genau das Nötige zu tun, damit es ganz selbstverständlich als musikalische Komposition akzeptiert werden kann, und nicht mehr als das. So unauffällig wie möglich, aber auch ohne sich zu verstecken.

In den Jahren nach meinem Kompositionsstudium habe ich ungezählte Blätter mit Noten beschrieben, ohne jemals ein "Stück" daraus zu machen oder auch nur zu intendieren. Es war wie eine Übung im sich Freischreiben vom Gelernten. Teilweise malte ich Notenköpfe auf das Notenpapier ohne an ihren Klang zu denken, teilweise ließ ich den banalsten Ohrwürmern und Ablagerungen in meinem "Unterbewusstseins" freien Lauf, teilweise wurden meine Notate von kleinen Ereignissen beeinflusst die gerade passierten: ein plötzlich ganz nahe vorbeifliegender Vogel, das langsame Abwärts-Glissando eines fernen Flugzeugs, eine Lichtreflexion in einer Pfütze, etc. Nichts von diesen Etüden des Verlernens ist veröffentlicht oder jemals aufgeführt worden, aber dennoch denke ich, dass dieser Teil meiner Arbeit nicht weniger wichtig ist als der veröffentlichte - vielleicht sogar die Voraussetzung des Letzteren.




En plein air composition (or outdoor composition) does not mean those pieces that are performed, installed, heard outdoors, but pieces that were written outdoors to be performed later in the concert hall (...). Comparable therefore with the open-air painters of the 19th century, or traditional Chinese landscape painting. The composer sits down in nature to transfer something of it into music, or - more Chinese - to absorb its breath before the ink touches the paper. - And "nature" can of course just as well be a noisy city!

This "Chinese" aspect is then perhaps also the decisive one in these pieces: to give space to a kind of emptiness that does not withdraw, refuses, and that also does not remain silent. To do exactly what is necessary so that it can be accepted as a matter of course as a musical composition, and no more than that. As unobtrusively as possible, but also without hiding.

In the years following my composition studies, I wrote notes on countless sheets of paper without ever making a "piece" out of them or even intending to. It was like an exercise in writing myself free of what I had learned. Sometimes I drew note heads on the music paper without thinking about their sound, sometimes I let the most banal earworms and deposits in my "subconscious" run free, sometimes my notations were influenced by small events that just happened: a bird suddenly flying by very close, the slow downward glissando of a distant airplane, a light reflection in a puddle, etc. None of these etudes of unlearning have been published or ever performed, but nevertheless I think that this part of my work is no less important than the published one - perhaps even the precondition of the latter.




folgende Stücke sind ganz und gar - oder mehr oder weniger -
Freiluftkompositionen / the following pieces are entirely - or more or less - en plein air compositions
:

Amtssee bei Regen

Ohne Titel 1-10

16 Stücke (from "Instruments &")

Instrumente und Rauschen ("24 short pieces")

Studien nach der Natur

Weiss/Weisslich 11b



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impressum \ this page was created by Aljoscha Hofmann \  last edited 31.07.2007 CET