back to: Zettelkasten


Peter Ablinger:
Ein Sample  




Der Zeitsinn




Zeit kann man hören! Der Temporalsinn beim Hören übertrifft alles andere bei weitem. Der Spektralsinn dagegen ist rudimentär. Einen Instrumentalklang ohne Einschwingvorgang, also ohne seine zeitliche Hüllkurve, können wir nicht mehr identifizieren. So etwas wie ein akustischer Farbsinn könnte sich genau so gut als Illusion erweisen. Dagegen die zeitliche Differenz zweier Impulse hören wir sogar noch im Millisekundenbereich, ja sogar weit darunter bis zur Grösse von einem einzigen Sample, also etwa 1/40 einer Millisekunde - und zwar ALS Farbe!




Was als 8 vertikale dünne Linien erscheint ist 16 mal das selbe, ein-Sample-kurze, Klicksignal. Zuerst auf beiden Spuren gleichzeitig, dann mit einer Millisekunde Abstand, dann folgen immer kleinere Abstände von einer halben Millisekunde, einer Viertel, einer Achtel, einer Sechzehntel Millisekunde bis zum Unterschied von einem Sample Differenz = 0,00227ms.
> hören Sie hier - mit guten Lautsprechern oder Kopfhörern!



In der Sequenz oben erscheinen die letzten Klicks schon recht ähnlich. Wenn wir aber den Unterschied zwischen zwei und einem Sample Abstand als Loop hören, kann unser Ohr sogar hier noch differenzieren.
> hören Sie hier - mit guten Lautsprechern oder Kopfhörern!


Das Ganze ist keineswegs digitales Artefakt! Sie kennen vergleichbare Modulationen aus Lachenmanns Kinderspiel. Und sein Grundprinzip lässt sich sogar noch leichter als "Ein Kinderspiel" zeigen, indem Sie wiederholt mit 2 Fingernägeln gleichzeitig auf eine Tischplatte schlagen... Je höher der 'Oberton' desto gleichzeitiger der Anschlag.




vergleiche / compare:
TIM Song
Renate Fuczik
Quartz, for high orchestra
Quartz, a multi part installation
Die durchscheinende Zeit
Die ungarische Brücke
Thinking, Listening
Griffa 1



back to: Zettelkasten

impressum \ this page was created by Aljoscha Hofmann \  last edited 31.07.2013