OPERA/WERKE, Stadtoper Graz in sieben Akten
1. Akt: DER GESANG
36 Tische, 36 CD-Player
eine akustische Topographie der Stadt Graz in ca. 400 Einzelaufnahmen
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Graz als Hörbibliothek: Ganz Graz wird Gesang. Gesang meint nicht länger vokale Expression, sondern Stadtklänge, Stadtgeräusche, die während eines 28 Jahre dauernden Prozesses akustisch dokumentiert wurden. Ein enzyklopädisches Stadt-Klang-Archiv mit 36 CDs und etwa 400 Einzelaufnahmen ist als fixe Installation in ESC live wahrnehmbar. (aus dem Faltblatt zur Stadtoper Graz)
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Stichworte von Peter Ablinger zu
1. Akt (Der Gesang):
Ouvertüre
Nährboden für die weiteren Akte
Bestandsaufnahme
Kontingenz
das Nicht-Besondere
keine Kunst!
DAS-WAS-IST
Phonografie
reines Hören
der Hörsinn isoliert von allen anderen Wahrnehmungsformen
isoliertes Hören (Kopfhörer)
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Zwischen den Lauten und dem Lauschen: Unbetretene Hörwege
durch die Stadt. Das akustische Naturtheater von Graz als Klang-Kaleidoskop im Spiegel der Galerie. Ein Kreuz und Quer für akustische Flaneure. Städte-Passagen. Eine Installation. Kunst der Kunstlosigkeit. Das Buch der Gesänge. Die andere Bibliothek des Hörens. Die enzyklopädisch-akustisch vermessene Stadt. Serielle und aleatorische Hörbilder als Schrägschnitte durch das Dickicht der Stadt. Labyrinthische Stundenbücher und Jahrestage als Recherchen des Jetzt in unverlierbarer Zeit. Gesammelte Momentaufnahmen für eine akustische Verortung
des gewohnten Städtebilds samt dessen Verwandlung zur
außergewöhnlichen Kenntlichkeit. Querhören und querdenken in
den unerhörten Momenten. Durch die selektive Rasterung der städtischen Phänomenologien entstehen neue, bislang vielleicht ungekannte Planquadrate einer ästhetischen Geographie des Urbanen.
Ganz Graz wird neu erfahrbar im Medium des Gesangs. In einer
schier unendlichen Folge von akustischen Fotografien. Bestimmte Segmente und Sequenzen daraus bilden schließlich den eigentlichen Quellgrund für die Klanglandschaften von Orchester und Publikum, die Akte 2 und 7 der Opera / Werke insgesamt. Text: Wolfgang Hofer
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DER GESANG in der Grazer Galerie ESC; Fotos 1-4: Maria Tr˛an, 5-8: Elvira Klamminger, Zeichnung: Peter Ablinger
> Hören Sie: Ausschnitt aus "Der Gesang, Tisch 3, Track 1": Sporgasse, "Megaphon"-Verkäufer, 07.02.2003, 12:35 Uhr
> Hören Sie: Ausschnitt aus "Der Gesang, Tisch 3, Track 7": Marienplatz, Regen, 14.05.2002, 13:50 Uhr
> Hören Sie: Ausschnitt aus "Der Gesang, Tisch 27, Track 2": Straßenbahnfahrt über die Hauptbrücke, 06.07.2004, 18:00 Uhr
> Hören Sie: Ausschnitt aus "Der Gesang, Tisch 30, Track 3": Turbinenhalle, Kraftwerk, Weinzödl, 13.03.2002, 12:10 Uhr
Der Gesang
oder
Kontingenz und Einzigartigkeit
Das worauf es ankommt
ist nicht Kunst zu machen aus Alltag
auch nicht der Sensibilisierungsprozess
oder die geschärfte Wahrnehmung
- all das sind Mittel/Material
entscheidend
ist die Ambivalenz
bzw. das Aufspüren der Differenz von Kontingenz und Einzigartigkeit, zwischen: "das-ist-ja-immer-dasselbe"
und zu bemerken, was für Abgründe sich auftun können zwischen einem Ding und demselben Ding, zwischen dem Ding und seiner Wahrnehmung.
Daß das Ding selbst Kunst spielt, ist nur die Strategie, mit der diese Differenz aktualisiert wird.
Gustav Courbet und die Kontingenz
Wenn man einen ungefilterten, ungeschönten Ausschnitt von Wirklichkeit bringt, drängt sich schnell der Verdacht auf, daß es jederzeit auch ganz anders sein könnte, ein ganz anderer Ausschnitt.
Genau das meint Kontingenz.
Fotografie und Fonografie
Fotos sind immer auch Darstellungen des Fotografen. Ein Foto ist immer auch die Darstellung einer Blickweise. Fotos sind gewissermaßen psychologisierend. Sie sind Selbstportraits, immer!, auch etwa Landschaftsfotos etc. (Fotos sind so etwas wie das Paradigma des Individualismus - nicht umsonst wurden die ersten Fotos gleichzeitig mit der Psychologie entwickelt...)
Fonografien (Tonaufnahmen) sind da anders, unabhängiger. Subjektunabhängiger. Auch resistenter gegen Identifikation. Klang - wenn es sich nicht gerade um "Musik" handelt - ist viel weniger Bestandteil unseres Begehrens, unserer Wünsche, und insofern viel weniger Repräsentant unserer Psychologie. Klang ist weniger besetzt als Bild. Und insofern auch "objektiver"; Klang ist vielleicht das Objektivste, was uns im Bereich der Sinneswahrnehmung zur Verfügung steht.
(aus den Notizbüchern zu OPERA/WERKE, Mai und Dezember 2002)
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PHONOGRAFIE
ein Text aus: "Metaphern (Wenn die Klänge die Klänge wären)" von Peter Ablinger
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1. Akt, Der Gesang: INHALTSVERZEICHNIS aller auf 36 Tische verteilten CDs
pdf-Dokument, 38KB
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siehe auch: das Projekt "Das Buch der Gesänge" 1997/99
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