Ein Film in der Parallel-Projektion bewegter und gemalter Bilder auf
zwei Leinwänden im Hintergrund, zwei Selbstspiel-Klaviere und ein
geteiltes Live-Instrumental-Ensemble im Vordergrund: Der siebente
und letzte Akt ist Flucht- und Kulminationspunkt von Opera / Werke
insgesamt. Nichts geringeres als der verbindliche Versuch einer authentischen
Allianz von Film und Musik heute. Die beiden Künstler Edgar
Honetschläger und Peter Ablinger sind für Das Publikum / The
Audience getrennt/vereint aufgebrochen, die Geschichte von Film und
Musik als Bestandsaufnahme der Utopie konkret zu erneuern.
Wenn nun die Aufmerksamkeit im Kino nach Walter Benjamin in der
Zerstreuung zu finden sei, so bedarf es in diesem besonderen Fall auch
der konzentriertesten Sammlung der Sinne. Es geht um das Prinzip
Authentizität. Edgar Honetschläger hat seine filmischen Städtebilder
nahezu tonlos gedreht. Die Ton-Spuren, mit denen Peter Ablinger sie
zunächst einmal versehen hat, sind dazu kontrapunktisch angelegt.
Wie der Einsatz von zweiten Stimmen aus dem Gesang. Der eigentlichen
Lichtspielszene mit Begleitungsmusik sind zwei Prologe vorangestellt.
Einmal bildlos, einmal tonlos. Der Quintenzirkel wird
zunächst umfunktioniert in die musikalischen Meridiane einer imaginären
Weltvermessung. Tokyo, Brasilia, Los Angeles erscheinen auf
den Tonspuren von Graz. Bilder einer realen Welt werden so lange entwirklicht,
bis sich wahrhaft unwahscheinliche Wahrhaftigkeiten ereignen.
Geheime Gesänge eines Telefons treffen unvermutet und scheinbar
zufällig auf die Kantilenen eines Klarinettentons, der die Stimme
der Verführung wie unser Unterbewusstes in anderen Sprachen
umhüllt. Und wenn dann mitten in die Städtebilder des ewigen Sonnenscheins
von Los Angeles der Regen vom Grazer Hauptplatz prasselt,
wird mehr noch Ereignis, als die fünfzehnte der Arten, den
Regen zu beschreiben. Mehr und anderes als Begleitungsmusik zu
einer Lichtspielszene. Nämlich eine Jetztzeit-Bestandsaufnahme der
Utopie Film und Musik.
Text: Wolfgang Hofer
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Szene 8 (Buenos Aires) aus DAS PUBLIKUM in der Helmut List-Halle, Graz,
mit dem Ensemble Zeitfluss Graz unter der Leitung von Edo Micic und Nassir Heidarian,
und den beiden Computer-gesteuerten Klavieren von Winfried Ritsch;
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The Making Of: Dreharbeiten im Leopold Museum Wien,
mit Yukika Kudo und einem der gemalten Bilder von Edgar Honetschläger
Fotos: Elvira Klamminger, Edgar Honetschläger, Zeichnung: Peter Ablinger
Edgar Honetschläger
nähert sich den verschiedenen thematischen Strängen indem er sich weitest möglich von ihnen entfernt. Sein Potential schöpft aus dem Abstand, aus kreativer Verweigerung: Die Stadt Graz kommt in seinem Film zur "Stadtoper Graz" erst gar nicht vor, dafür alle möglichen sonstigen Städte: Buenos Aires, Los Angeles, Tokyo ... Das Publikum gibt es auch nicht, nicht einmal eine größere Gruppe von Menschen kommt vor, sondern nur eine einzige Person: Diese eine Person ist die Stadt und das Publikum selbst. Und das "Weiss", die Lieblingsfarbe von Peter Ablinger übersetzt Edgar Honetschläger mit Schwarzfilm und unterbelichtetem Material... (Maria Tr˛an)
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Youtube-Videoclips
Mit den beiden parallelen Filmen
und dem verdoppelte Live-Ensemble mit den beiden computergesteuerten Klavieren:
DAS PUBLIKUM, SZENE 1 ("Zug")
DAS PUBLIKUM, INTERMEZZO 3/4 ("Bilderziehen")
DAS PUBLIKUM, SZENE 7a ("Tanz")
MP3-Audio:
DAS PUBLIKUM, PROLOG 1 ("Regenstück")
DAS PUBLIKUM, INTERMEZZO 3/4 ("Bilderziehen")
DAS PUBLIKUM, Detail aus Szene 5 ("Hollywood")
DAS PUBLIKUM, SZENE 7a ("Tanz")
DAS PUBLIKUM, SZENE 7b ("Anna zählt")
DAS PUBLIKUM, INTERMEZZO 7/8 ("Töne")
DAS PUBLIKUM, SZENE 8 ("Treppen")
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A DAY ON A FILM SET
Presseaussendung für die öffentlichen Dreharbeiten zu Edgar Honetschlägers
"THE AUDIENCE / Immergrün und die Moderne
pdf-Datei, 655 KB
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TREATMENT zum Fim "The Audience" von Edgar Honetschläger
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Die ins Japanische rückübersetzten TEXTFRAGMENTE von Yoko Tawada im Film "The Audience"
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Edgar Honetschläger, BIOGRAFIE
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Aus der KORRESPONDENZ zwischen Edgar Honetschläger und Peter Ablinger
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HOMAGE Á GODARD
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Eines der beiden SELBSTSPIELKLAVIERE von Winfried Ritsch im 7. Akt der Stadtoper
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